Wie gehe ich mit mir - oder wie gehen wir miteinander um?
In Beziehung gehen heißt in Kontakt gehen. Was bedeutet es sich selbst oder einem Menschen zu begegnen, in Dialog zu treten und in Beziehung zu gehen? Wie gehe ich mit mir und mit meinem Umfeld in Kontakt?
Kontakt ist die wechselseitige bezogene Bewusstheit mindestens zweier Menschen.
Kontakt entsteht, wenn:
1. Sie wahrnehmen, was in Ihnen vorgeht
Was nehme ich wahr, was nehme ich nicht wahr? Eine differenzierte Selbstwahrnehmung ist Voraussetzung dafür. Je mehr die Person darauf angewiesen ist, Empfindungen nicht zu spüren, ist die Wahrnehmung eingeschränkt. Dadurch steht dem Gegenüber weniger „Stoff“ für den Dialog zur Verfügung, was die Wahrscheinlichkeit über Belangloses oder Fremdes zu sprechen, erhöht. Dies ist dann auch eine Form der Kommunikation, jedoch kein Dialog.
2. Sie angemessen ausdrücken können, was Sie bezogen auf die derzeitige Situation erleben
Das bedeutet, die Fähigkeit zu haben, das innere Erleben wahrzunehmen und vollständig und flexibel bearbeiten zu können. Dadurch ist ein flexibles Pendeln zwischen dem Interesse der eigenen Person und dem Gegenüber möglich.
3. Sie achtsam sind, wie der Andere darauf reagiert
Das eigene Wahrnehmen in Worte fassen können, d. h. ein differenziertes Benennen, was der Andere erlebt. Das bindet die Bezogenheit um einiges und weckt das Interesse des Gegenübers.
4. Sie die Reaktion des Anderen aufgreifen und verarbeiten
Mit Ablehnung und Bestätigung umgehen können, ohne den Kontakt abzubrechen.
Bei einer eingeschränkten Selbstwahrnehmung neigen Menschen dazu zu erzählen, was ihnen „passiert“ ist, jedoch nicht, was sie „erlebt“ haben.
Das hat zur Folge, dass sie sprechen, ohne den Anderen zu beachten. Das Gegenüber wird funktionalisiert als Zustimmer, Helfer, Zuhörer, Angeklagter, Retter uvm..
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein schleichendes Entfremden der Person selbst und zum Gegenüber stattfindet, ist gegeben.
Damit die innerseelischen Bedürfnisse nach Bindung, Selbstbestimmung und Selbstachtung trotzdem „befriedigt“ werden, entwickelt der Mensch unterschiedliche Strategien (Glaubenssätze).
Wie z. B. „ich bin nicht gut genug“, „ich muß mich anstrengen, dann gibt es auch Erfolg“, „ich muss alles, viel und schnell“, „ich darf/kann nicht nein sagen“, „ich darf nicht schwach sein“, ... um nur ein paar zu nennen.
Diese Verhaltensweisen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Arbeitswelt und dem privaten Bereich. Sie werden als normal empfunden. Der Mensch neigt dazu, das Gegenüber zu stigmatisieren, damit das eigene innere System in seiner Eigenlogik stabil bleiben kann.
Streßmomente sind gute Alarmglocken, die uns aufzeigen, wie wir mit uns in Beziehung sind und zeitgleich mit dem Gegenüber.
Sich dessen bewusst werden, wahrnehmen, achtsam sein und verantwortlich damit umgehen, fördert die Selbstakzeptanz und ein Miteinander, welches kreatives, erfolgreiches und gesundes Arbeiten und Leben mehr gelingen lässt.