Der Begriff Konflikt wird in der Regel für soziale und psychische Prozesse benutzt. Im Gegensatz dazu spricht man von einem Unfall, wenn zwei Radfahrer zusammenstoßen. Das bedeutet, dass es bei einem Konflikt primär um ein ideelles Geschehen geht und weniger um ein materielles.
Fritz Simon sagt hierzu „Im Bereich psychischer Systeme haben wir es mit Gedanken und Gefühlen und schließlich deren Konsequenzen auf der Handlungsebene zu tun, im Bereich sozialer Systeme mit der Kommunikation von Gedanken und Gefühlen und deren Konsequenz in der Interaktion bzw. bei Fortsetzung der Kommunikation.“ (Fritz Simon, Einführung in die Systemtheorie des Konflikts, Carl-Auer Verlag, 2015).
In diesem Satz zeigt sich, wie vielschichtig ein Konflikt ist bzw. welche Faktoren in der Begegnung zwischen Menschen aufeinandertreffen.
Ein Konflikt entsteht, wenn unterschiedliche Wertevorstellungen, Interessen, Ansichten, Meinungen oder Haltungen aufeinander stoßen. Da wir Menschen alle unterschiedlich sind, sind Konflikte ein wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Lebens.
Konflikte braucht es, um Entscheidungen treffen zu können. Diese fangen im Kleinen an. Ein Beispiel hierzu: Esse ich den Apfel jetzt auf oder später. Wenn ich ihn jetzt aufesse, kann ich ihn später nicht mehr essen und wenn ich ihn später esse, kann ich ihn jetzt nicht essen. Hier bedarf es einer klaren Entscheidung mit unbekannten Komponenten.
Konflikte sind im Großen wie im Kleinen unvermeidbar. Sie sind wie eine Art Motor, der uns Entscheidungen abverlangt, um weiter machen zu können.
Wie wollen wir weiter machen und zu welchem Preis? Da sich in Konflikten viele unbekannte Faktoren befinden, werden viele Konflikte in der Regel mit bekannten Methoden „gelöst“.
Die Angst vor dem Fremden oder dem Unbekannten in Konflikten ist groß und diese möchte man aus „Bequemlichkeit“ vermeiden. Das hat zur Folge, dass viele Entscheidungen aus einem Muster heraus getroffen werden, welches bekannt und vertraut ist und unter Umständen auch aus dem der Konflikt entstanden ist.
Da Konflikte dynamische Prozesse sind, ist es kaum möglich, sie mit allgemeingültigen Lösungen beizulegen. Der Wunsch nach Sicherheit in unsicheren Zeiten, die Eigendynamik des Konflikts, sowie die des Individuums in Unternehmen und privaten Bereich bei steigender Komplexität, verbunden mit Spannungen und Paradoxien, zeigt wie umfangreich die Einflüsse sind.
Auch der Wunsch nach Reduzierung dieser Komplexität ist groß, jedoch ist es nicht möglich, mit einfachen Lösungen diesen „erfolgreich“ beizulegen.
Einfache Lösungen werden dem Konflikt und den Beteiligten nicht gerecht, auch wenn es den Anschein hat, die Problematik leichter zu machen.
Jedoch werden wichtige Umstände, auch wenn sie vorerst noch so unangenehm erscheinen außer acht gelassen obwohl sie da sind. „Das, was ist, darf sein, was sein darf, verändert sich.“ (Werner Bock, Diplom Psychologe, Supervisor BDP, Ausbilder in Gestalttherapie)
Ein Verständnis für Konflikte und deren Funktion, sowie der Umgang damit, öffnet Räume, schafft Klarheit, gibt Orientierung und entwickelt Entscheidungsoptionen, die vorher nicht zu sehen waren.